Thomas Bernhard
Regie und Bühne: Thomas Reichert
Kostüme: Susanne Maier-Staufen
Dramaturgie: Claudia Romeder-Szevera
Bruscon, Theatermacher: Otto David
Frau Bruscon, Theatermacherin: Ute Radkohl
Ferruccio, deren Sohn: Georg Peetz
Sarah, deren Tochter: Regina Schweighofer
Der Wirt: Helfried Edlinger
Die Wirtin: Gerti Fall
Erna, deren Tochter: Martina Stilp
Foto: Peter Manninger
Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M.
Kritiken
Eva Schäffer 2000
Ein alternder Theaterstar reist über die Dörfer. Im Reisegepäck führt er die Produktion der selbstverfassten Menschheitskomödie „Das Rad der Geschichte“, in dem Cäsar und Metternich, Churchill und Hitler, aber auch Einstein und Madame Curie auftreten. Heute gastiert man im 200-Seelen-Ort Utzbach, im Wirtshaus „Schwarzer Hirsch“, und hier verfolgen wir die Vorbereitungen für den Hochkulturabend im trostlosen Saal. „Was, hier?“ fragt der Staatsschauspieler Bruscon; „in dieser muffigen Atmosphäre. Als ob ich es geahnt hätte.“
Den letzten Satz wird er zum Schluss noch einmal sagen, wenn das Theater auf dem Theater noch gar nicht begonnen hat – und auch nicht beginnen wird. Leergefegt ist jetzt der Zuschauerraum; während eines Gewitters hat nämlich der Utzbacher Pfarrhof Feuer gefangen, und gegen ein solches Schauspiel ist das Theater machtlos . . .
Bernd Schmidt 2000
Kleine Theaterwunder sind meist unprätentiös. Die Premiere von Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ am Grazer Schauspielhaus Beweis dies erneut: als solide Bühnenarbeit, die keine Langeweile aufkommen lies, und durch respektvollen, konsequenten Umgang mit dem diffizil-kunstvollen Text.
Der egozentrische Staatsschauspieler Bruscon zieht wie dereinst Prinzipal Striese mit Familie theaterspielend durch die Provinz – im Unterschied zu diesem freilich nicht aus Liebe zu, sondern mehr aus Abscheu vor dem Theater. Der bornierte Bühnen-Napoleon und sein Weltendrama „Das Rad der Geschichte“ finden im Nest Utzbach ihr Waterloo. Das Desaster erahnend, monologisiert sich der Theaterfallen stellende Untergeher arrogant wie wehleidig ins Aus. Und das zwischen Schweinestallgestank und Frittatensuppe.
Bernhards unheilvolle Konstellation, die sich – einem grischichen Drama gleich – am Ort vermeintlich größter Unkultur in die Katastrophe wendet, findet in Thomas Reichert einen Regisseur, der auf starken Text vertraut, ihn durch manch stimmige Idee in Handlung, Geste und Mimik verstärkt und als eigener Bühnenbildner mit zusätzlichen optischen Pointen versieht. Die Kostüme von Susanne Maier-Staufen runden das Bild ironisch ab. „Der Theatermacher“ bedarf eines hervorragenden Titelrollengestalters . . .