Glaube Liebe Hoffnung

Ödön von Horváth
Dieses Theaterstück wurde unter Mitarbeit von Lukas Kristl verfasst.

Staatsschauspiel Hannover
27 November 1992

Inszenierung: Thomas Reichert
Bühnenbild: Nina Ritter
Kostüme: Angelika Rieck v. Bertrab
Musik: Elena Chernin
Dramaturgie: Michael Fröhling

Alfons Klostermeyer: Thorsten Nindel
Oberpräparator: Günter Kütemeyer
Präparator: Jan-Gregor Kremp
Vizepräparator: Alfred Kleinheinz
Der Baron mit dem Trauerflor: Alfred Eich
Irene Prantl: Barbara Melzl
Frau Amtsgerichtsrat: Sibylle Brunner
Herr Amtsgerichtsrat: Ernst-Erich Buder
Ein Invalider: Thomas Limpinsel
Eine Arbeiterfrau: Anka Lea Zimmer
Ein Buchhalter: Ingo Eckert
Maria: Christiane Ostermayer
Der Oberinspektor: Jakob Johannes Klaffke
Ein zweiter Schupo: Thomas Limpinsel
Ein dritter Schupo: Wolfgang Edelmayer
Joachim: Klaus-Peter Haase

Foto: Erika Fernschild

Aufführungsrechte beim Sessler Verlag, Wien
 

Kritik
Die erste Aufführung im neuen Schauspielhaus beginnt damit, daß aus der Versenkung nahe der Rampe ein Mädchen halben Leibes, hellen Gesichts über der Baskenmütze, herausblickt; forschend furchtsam richtet sich ihr Blick in den Zuschauerraum. Dann wird sie emporgefahren, im Spot steht sie da, versucht, mit zögerndem Tanzschritt und beklommener Stimme zu singen «Ausgerechnet Bananen», bricht mit zage entschuldigendem Lächeln ab. In der hellrosa Trägerhose wird die dünne, lange Figur durch den «kleinen Totentanz» (Horváths Untertitel für «Glaube Liebe Hoffnung», das schmale Stück von 1932) hindurchwehen, bis zu ihrem Ende, als
zusammengekauerte Tote auf dem Tisch des Polizeireviers nach dem Selbstmordversuch im kalten Fluß. Juliane Köhler zeichnet die Figur mit manchmal schnellflüssigen, zarten Charme, dann wieder kämpft sie überraschend kräftig-herzhaft gegen die kleinlichen, doch undurchbrechbaren Verhängnisse an, die ihren Stationenlauf bestimmen.
Erste Station: die Anatomie des Schauhauses, wo Elisabeth ihre zukünftige Leiche gegen die 150 Mark zu verkaufen sucht, die ihr für einen Wandergewerbeschein als ambulante Korsettund Strapshändlerin fehlen und wo ihr die Hierarchie der beamteten Leichen-Sezierer unterschiedlich entgegentritt: der Vizepräparator (Alfred Kleinheinz) lüstern und feig; der Präparator, zu einer abseitig, kleinherzigen, späten Liebe zu ihr entgrenzt; der Oberpräparator ihr Begehren mit Hohnlachen abweisend.
Die Inszenatoren (Regie Thomas Reichert, Bühnen Nina Ritter, Kostüme Angelika Rieck von Bertrab) enthierarchisieren und entwirklichen die drei Figuren allerdings dadurch, daß sie alle in die gleichen bodenlangen grasgrünen Kittel stecken, darüber ihre gleich glatzköpfigen und gleich bebrillten Köpfe . . .